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Leben in einer hinduistischen Klostergemeinschaft: Ein Einblick

Veröffentlicht auf www.religion.ch - Geschrieben von: Mirjam Aeschbach Freitag, den 15. November 2013

 

 

WOCHE DER RELIGIONEN 2013: Am Donnerstag, 8. November, lädt die hinduistische Tempelgemeinschaft im Zürcher Krishna zum Kennenlernen und gemeinsamen Gottesdienstfeiern ein.

 

Das Zürcher Forum der Religionen koordiniert die diesjährige Woche der Religionen und versteht es, durch die diversen Anlässe einen Einblick in die multireligiöseLebenswelt der urbanen Region zu ermöglichen. Das Interesse an der Begegnung mit anderen Glaubensformen scheint vorhanden, denn als der hinduistische Krishna-Tempel abends die Türen öffnet, drängen sich mehr Leute in den Tempelraum, als einen Sitzplatz finden können. Krishna Premarupa Das, wie der gebürtige Schweizer mit seinem spirituellen Namen genannt wird, eröffnet den Abend. Der 36ig-jährige wohnt seit 12 Jahren als Mönch im Tempel und ist als Priester und Tempelpräsident tätig. «Momentan wohnen nur eine Handvoll Männer und Frauen im Tempel, dies sind oft junge Menschen, da traditionell die Schulung im jungen Alter geschieht und man später oft heiratet und eine Familie gründet», erklärt Prema, «für die meisten Mönche ist das Kloster also temporär, es ist eine Ausbildungsstätte.»

 

Ein Tag im Leben eines Krishna-Mönches

 

Zur Ausbildung im Kloster gehört Disziplin. So leben die Tempelbewohner nicht nur streng vegetarisch und im Zöllibat, sondern stehen auch allmorgendlich um halb vier Uhr auf. «Die Morgenstunden sind in unserem Glauben glücksverheissend, ausserdem hilft die Stille der frühen Stunden der Konzentration des eigenen Geistes», so der Priester. Der wichtigste Gottesdienst, Mangala Arati, findet daher am Morgen statt. Die im alt-indischen Sanskrit verfassten Gebete, genannt Mantras, werden in gesungener Form vorgetragen, denn es wird geglaubt, dass die Klangschwingungen die Kraft haben, das Bewusstsein des Menschen zu läutern. Die älteste Form der Sanskritsprache findet sich in den Veden, einer religiösen Textsammlung des Hinduismus, woraus die Bhagavad-gita, übersetzt ‚der Gesang Gottes’, oft als zentraler Text der Veden behandelt wird. Basierend auf den Lehren der Bhagavad-gita betrachten die Krishna-Gläubigen den der Körper als ein auf Zeit geliehenes Gefäss. «Nach dem Tod verlässt die ewige Seele den Körper um sich in einen neuen Wesen zu manifestieren.», erläutert Prema die hinduistische Vorstellung der Reinkarnation. Diese ist im Krishna-Glauben stark an die Vorstellung von Karma gebunden. Es sind also in ihrem Glauben die guten Handlungen und die reine Bewusstseinshaltung während des Lebens, durch die beim Zeitpunkt des Todes das Ziel, den Kreislauf der Wiedergeburt zu durchbrechen, erreicht werden kann. Das Konzept der Reinkarnation scheint vielen Anwesenden bekannt zu sein, doch oft wird es mit anderen Glaubensvorstellungen verwechselt, weiss Prema: «Wir sind eine monotheistische Religion, daher ist unser Ziel nicht der Eintritt in das buddhistische Nirvana oder ein Verschmelzen mit Brahma, sondern eine persönliche Beziehung mit Gott in einer spirituellen Welt nach dem Tod.»

 

Die Bewegung für Krishna-Bewusstsein

Der Krishna Tempel in Zürich gehört einer Bewegung für Krishna Bewusstsein an, die offiziell unter der Abkürzung ISKCON (Internationale Gesellschaft für Krishna-Bewusstsein) bekannt ist. Die Bewegung wurde 1966 vom Inder Shrila Prabhupada in Amerika gegründet und ist dem Vishnuismus, einer der drei Haupttraditionen des Hinduismus, zuzuordnen. Die Gläubigen verehren also Krishna, welcher als Inkarnation Vishnus gilt, als höchsten und einzigen Gott. Trotzdem sind Abbilder der anderen hinduistischen Götter wie Shiva und Ganesh im Tempel zu finden, denn, meint Prema bei der Führung durch das alte Gebäude, «sie sind wichtige Figuren in unserer Religion, ähnlich wie heilige Personen oder Halbgötter». Ausserdem war der Tempel lange einer der einzigen hinduistischen Tempel der Region, daher kommen viele indische und tamilische Hindus um gemeinsam mit den Krishna-Gläubigen Gottesdienste zu feiern oder ihre eigenen Verehrungspraxen, die auch an andere hinduistische Götter gerichtet sind, auszuüben. Auch Angehörige anderer Glaubensrichtungen sind willkommen im Krishna-Tempel und werden an diesem Abend sogar eingeladen, während des Abendgottesdienstes Lichter am Krishna-Altar darzubringen. «Sie dürfen das Ritual gerne auch mit Ihren eigenen Werten füllen», ermutigt der hinduistische Priester die Anwesenden. In den verschiedenen Religionen sehen die Tempelbewohner eine universale Botschaft, so ist Gott für die Krishna-Gläubigen unbegrenzt und die verschiedenen Religionen nichts anderes als verschiedene Wege, um Menschen zur höchsten Stufe zu erheben, wobei sie glauben, dass diese höchste Stufe, gemäss der Bhagavad-Gita, nichts mit Konfessionen zu tun hat.

 

Organisiert wurde diese Veranstaltung vom Zürcher Forum der Religionen (http://www.forum-der-religionen.ch/).

(Bilder und Text: Mirjam Aeschbach)

 

 

 

 

 

 

 

 

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