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Reiseberichte

Palmblattbibliotheken in Südindien

Die Palmblattbibliotheken in Südindien


Auch dieses Jahr pilgerten Gopal Kripa und ich mit einer Gruppe von Devotees dem Ganges entlang. Für mich endete die Ganga Tour dann aber bereits in Rishikesha, von wo ich nach Orissa ging um mich dort mit Uddhava Prabhu zu treffen. Gemeinsam reisten wir für drei Wochen in Südindien, womit für mich ein lange ersehnter Wunsch in Erfüllung ging.


Schon immer war ich fasziniert von den riesigen Tempelbauten Indiens. Vor allem im Süden sind noch viele dieser Tempel erhalten. Und nicht nur die Tempel; die ganze vedische Kultur ist noch sehr präsent.Wenn man so durch die riesigen Säulenhallen der Jahrtausend alten Tempel schlendert, fühlt man sich wie zurück versetzt in eine andere Zeit, in eine andere Welt. Ein weiterer Grund, welcher mich nach Süden führte, waren aber auch die Palmblattbibliotheken.



Vor etwa 4 Jahren hatte ich das erste mal davon gehört und wusste das ich eines Tages eine solche Bibliothek aufsuchen werde. Am Dienstag 12.3.10 war es dann soweit, Uddhva und ich sassen in der Autoriksha auf dem Weg zur Schicksalsbibliothek. Während wir an den Seidenläden Kanchipurams vorbei fuhren, gingen mir die erstaunlichen Erzählungen durch den Kopf, welche ich über die Bibliotheken gehört hatte.



Der Überlieferung zufolge wurden die Urschriften der Palmblattbibliotheken von Rishis verfasst, die etwa 5000 v. Chr. gelebt haben sollen, und von denen Brighu bis heute am bekanntesten geblieben ist. Von Brighu und den Taten der Rishis berichten uns das Mahabharata und das Srimad Bhagavatam. Diesen Sieben Heiligen Rishis wurde eine ganz ausserordentlich spirituelle Macht nachgesagt. So war es ihnen möglich, in der Akasha-Chronik – im Abendland eher als "Weltgedächtnis" bekannt – zu lesen. Aus Mitleid für die suchenden Menschen sollen diese Rishis das Schiksal von rund 80`000 Menschen auf Palmblättern nieder geschrieben haben. Ein solches Palmblatt überdauert etwa 800 Jahre. Wenn es alt und brüchig geworden ist, fertigt man eine Abschrift des Textes auf einem neuen Palmblatt an. Von der einstigen Urschrift existieren zwölf Kopien, die in ebenso vielen Bibliotheken in ganz Indien bewahrt werden. Eine davon war die Bibliothek in Kanchipuram...



Die Autoriksha hielt vor einer mit Strohdach bedeckten Hütte am Strassenrand an,`Sri Agathiyar Nadi`stand auf einem Schild, wir waren da. Ich war schon etwas aufgeregt, konnte es wirklich sein, dass irgendwelche indische Heilige vor über 7000 Jahren mein Schicksal niedergeschrieben hatten? Nun, erst mussten mal unsere Blätter gefunden werden. Dazu war unser Daumenabdruck und der Anfangsbuchstabe unseres Vornamens notwendig. Danach wurden anhand dieser beiden Angaben unsere Palmblätter gesucht. Als die ersten Blätter gefunden wurden sollten sie aber erst noch bestätigt werden. Es wurde also daraus vorgelesen und wir mussten sagen, ob diese Aussagen auf uns zutreffen oder nicht; „ Du hast drei Schwestern..“ - „Nein!“. „Deine Mutter ist zum zweiten mal verheiratet“ - „Nein!“.  „Dein Vater heisst Walter“ - „ Nein!“. „Du bist im April geboren..“- „Nein“.
So ging das bis der ganze Stapel gelesen war. Der Nadi Gruha (Palmblattleser) bündelte die Blätter geduldig zusammen und verschwand für eine halbe Stunde um nach einem weiteren Möglichen Blatt zu suchen. Nach einigen Stunden(!) und bereits fünf Anläufen, unser Enthusiasmus war mitlerweilen etwas verflogen, klappte es dann plötzlich doch noch: „ Deine Mutter lebt, dein Vater ist bereits verstorben..“- „Ja“. „ Du hast einen Bruder“- „Ja“. „ Dein Bruder ist noch nicht verheiratet“ - „richtig, ja“. „Du bist auch nicht verheiratet“ - „Stimmt“. „ Du befindest dich in deinem vierunddreißigsten Lebensjahr“- „Ja“. â€žDein Name ist Christoph“- „Ja!“. „Josef ist der Name deines Vaters“ -  „Ja“. „Deine Mutter heisst Ruth“- „Ja!“. „Ok, wir haben Ihr Palmblatt gefunden...!“ Kurz darauf wurde auch Uddhavas Aufzeichnungen gefunden.

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Also ich muss zugeben, dass war dann schon ziemlich erstaunlich. Kritiker behaupten, die so genanten Leser fragen einfach solange bis sie sich etwas zusammen reimen können, nun ja, da kann ich nur sagen:Sehr gut geraten!

Nun wurden die in Alt Tamil festgehaltenen Informationen ins Englische niedergeschrieben und anschliessend vorgelesen.
Dabei handelt es sich um das erste von rund 12 Kapiteln. Das erste Kapitel ist wie eine Art Zusammenfassung und gibt einen Ãœberblick über unser jetziges Leben von Geburt bis zum Zeitpunkt des Todes. Weiter Kapitel können je nach  Bedürfnis geöffnet werden, in welchen dann detailliert auf einzelne Lebensbereiche eingegangen wird.



Nach rund sechs Stunden verließen wir die Bibliothek, bereichert mit vielen Eindrücken und Erfahrungen..

Um den Wahrheitsgehalt des Nadi-Readings zu überprüfen, besuchten wir eine weitere Palmblattbibliothek in Bangalore. Hier wurden unsere Blätter etwas anders entschlüsselt.


Bereits acht Wochen zuvor mussten wir uns anmelden, dafür waren die Blätter dann auch bereit als wir an kamen.Was mir hier gefiel war der Fokus auf die spirituelle Entwicklung. Der Nadi Gruha betonte vor allem Aspekte, die mit unserem Dharma, unserer Lebensaufgabe zu tun haben. Auch interessant war , dass sich die Lesungen der beiden Bibliotheken tatsächlich gegenseitig bestätigten und ergänzten.



Was in meinem Palmblatt drin stand? Nun, das ist natürlich etwas sehr persönliches, aber wer neugierig ist darf mich gerne darauf ansprechen. Was ich verraten kann ist, dass ich in der Vergangenheit einige Leben in Indien verbrachte (wie die meisten von uns die sich zu Bhakti Yoga angezogen fühlen), dass sich mein Leben vor allem um Kommunikation und Wissensvermittlung dreht und dass ich wohl noch eine Weile hier in Zürich bleiben werde...



Fazit: Nun, ob es sich nun hierbei wirklich um alte authentische Palmblätter handelte oder ob es einfach gute Astrologen sind, kann ich nicht wirklich sagen. Für mich war es aber auf jedenfall eine sehr bereichernde Erfahrung. Dies muss aber nicht für jeden so sein, denn, und das möchte ich betonen, sollte eine solche Auseinandersetzung mit seinem eigenen Schicksal nicht einfach so aus Neugier statt finden. Ich denke es ist wichtig das man das nötige Verständnis mitbringt, ansonsten können Zukunftsdeutungen mehr Verwirrung als etwas anderes stiften.



Interessant war für mich vor allem die spirituelle Dimension von der ganzen Sache.
So oft sprechen wir über Reinkarnation, ich bin nicht der Körper usw. aber dann geht es plötzlich um mich, es wird plötzlich ganz persönlich. In mir hat die Beschäftigung mit vergangenen Leben und deren Auswirkungen auf meine jetzige Situation sehr viel ausgelöst. Ja, wir sind alle Reisende auf dem Weg nach Hause. .. wieso nicht? Wieso beenden wir unsere lange Reise nicht einfach und kehren zurück nach Hause in die ewige Spirituelle Welt?

Auf dieser Heimreise streben wir Gottesverwirklichung an, wollen unser Verständnis für Krishna vertiefen und Liebe zu Ihm entwickeln. Parallel zur Gotteserkenntnis läuft aber auch die Selbsterkenntnis. Zu erkennen, dass ich ein ewiger Diener Gottes bin und dementsprechend handle, ist der eine Aspekt. Eine anderer Aspekt aber, hat mit unserer ganz persönlichen Lebensaufgabe zu tun. Diese zu erkennen, anzunehmen und zu erfüllen macht einen ganz wesentlichen Teil unserer spirituellen Entwicklung aus. Um uns unser Dharma aufzuzeigen, mit Rat zur Seite zu stehen haben die Rishis unsere Schicksal in der Form der Palmblattbiblotheken niedergeschrieben.


Doch wer sich im hingebungsvollen Dienst beschäftigt wird, mit oder ohne Palmblätter, bald erkennen welcher Weg für Ihn bestimmt ist. Krishna und unser Spiritueller Meister führen uns von Innen wie auch von Aussen und selbst der Palmblattleser in Bangalor warnte mich am Schluss seiner Lesung: “Wissen über die Zukunft haben zu wollen ist auch eine Art von Anhaftung! Gib sie auf! Für dich ist es nicht notwendig weiter Astrologen usw aufzusuchen, folge den Unterweisungen deines Gurus und gib dich Krishna hin im Vertrauen das er immer für dich da ist und dich beschützt. So wirst du die Vollkommenheit des Lebens erreichen. Hare Krishna!

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